Rückschlagsportarten wie Tennis sind aufgrund ihrer einseitigen Belastungsstrukturen nicht auf den ersten Blick als gesundheitsorientierte Ausdauersportarten anzusehen. Die Vorurteile, dass Tennis sogar gesundheitsfeindlich ist und man schnell einen Tennisarm bekommt, halten sich hartnäckig in den Köpfen. Allerdings zeigt ein näheres Hinschauen durchaus die Eignung für ein präventives Ausdauertraining. Werden die passenden Übungsformen gewählt, die richtige Belastungssteuerung vorgenommen und geeignetes Material verwendet, lässt sich ein hochwirksames Ausdauertraining auf dem Tennisplatz durchführen. Das Konzept Cardio Tennis vom Deutschen Tennisbund, welches von der International Tennis Federation aus den USA übernommen wurde, zeigt, dass ein geeignetes Herzkreislauftraining auch auf dem Tennisplatz stattfinden kann. Vorteil derartiger Konzepte ist, dass gerade Rückschlagspiele aufgrund ihres hohen Aufforderungscharakters und des hohen Beliebtheitsgrades bei vielen Menschen im mittleren und höheren Lebensalter steigendes Interesse erfahren und zunehmend auch aus gesundheitlichen Gründen betrieben werden.
Jungbrunnen Tennis – die Copenhagen City Heart Studie
Warum soll aber nun ausgerechnet Tennis so gesund sein? Die Antwort gibt die Copenhagen City Heart Studie von Ende 2018. In der Langzeitstudie aus Dänemark wurden Menschen in Ihrem Bewegungsverhalten über 25 Jahre lang beobachtet. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Lebenserwartung kann durch regelmäßiges Tennisspielen um 9,7 Jahre gesteigert werden, im Vergleich zu nicht aktiven Menschen. Damit erreicht Tennis mit Abstand das beste Ergebnis. Auf Platz zwei folgt die Sportart Badminton (6,2 Jahre) und Platz drei Fußball (4,7 Jahre). Die Klassiker wie Radfahren (3,7 Jahre), Schwimmen (3,4 Jahre), Joggen (3,2 Jahre) und der Fitnessstudiobesuch (1,5 Jahre) landen abgeschlagen auf den hintersten Rängen. Warum Tennis nun besonders gut abschneidet, ist noch nicht abschließend geklärt. Die kurzen, sich wiederholenden Intervalle im Tennis, die mit einer hohen Intensität verbunden sind, können besonders förderlich für den Körper sein. Hier werden möglicherweise besonders viele Myokine im Körper produziert und ausgeschüttet. Diese neuartigen Botenstoffe haben offenbar heilende Wirkung auf unsere Organe und unser gesamtes Immunsystem. Was alle Sportarten ganz oben auf der Liste der Studie ebenso gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie nur in einer Gruppe gespielt werden können. Die sozialen Interaktionen in Bezug auf Bewegung spielt offenbar ebenfalls eine wichtige Rolle. „Mit anderen Menschen zu spielen und zu interagieren, hat wahrscheinlich einzigartige psychologische und physiologische Effekte“, mutmaßt James O’Keefe, Co-Autor der Studie. Folglich erscheint es sinnvoll, Konzepte zu entwickeln, die ein bewegungsintensives Ausdauertraining ermöglichen, ohne den typischen Charakter der eigentlichen Sportart zu verlieren. Dies ist nun mit dem Konzept „Motion on Court“ gelungen. Seit Februar 2020 ist das Konzept als Präventionskurs bei der Zentrale Prüfstelle Prävention mit dem Prüfsiegel Deutscher Standard Prävention zertifiziert und damit bezuschussungsfähig bei den Krankenkassen. Nach 12 Jahren unermüdlicher Arbeit und Hartnäckigkeit ist es damit gelungen das erste bundesweite Präventionskonzept aus dem Tennissport bezuschussungsfähig durch die Krankenkassen zu machen. Kursleiter haben damit die Möglichkeit Kurse auf dem Tennisplatz anzubieten, bei denen die Teilnehmer sich die Kosten zu einem großen Teil erstatten lassen können. Die Teilnehmer:innen reichen einfach nach Kursende die Teilnahmebescheinigung bei ihrer Krankenkasse ein und erhalten dann die Erstattung.
Wer kann Kurse anbieten?
Nicht nur Tennistrainer:innen mit einer gewissen Grundqualifikation können profitieren. Auch Physiotherapeut:innen, Sportlehrer:innen, Sportwissenschaftler:innen mit abgeschlossenem Grundstudium oder Ärzt:innen mit Tenniserfahrung sind als Kursleiter:innen für Motion on Court Kurse aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung prädestiniert. Da bereits die geforderte Grundqualifikation in Form einer staatlichen oder universitären Ausbildung vorhanden ist, wird lediglich noch eine Einweisungsschulung in das Konzept benötigt. Diese zweistündige Schulung wird entweder als Präsenzveranstaltung oder aktuell Corona-bedingt per Online-Seminar angeboten. Man kann also bequem von zuhause, ohne Fahrtwege und weiteren Zeitverlust, teilnehmen und sich die Zertifizierung sichern. Eine gewisse Tenniserfahrung wird natürlich von Kursleiter:innen vorausgesetzt, schließlich wird im Kurs auch mal der Tennisschläger geschwungen. Man muss aber nicht der/die perfekte Tennisspieler:in oder gar Tennistrainer:in sein, um Motion on Court Kurse anzubieten. Es geht im Kurs nicht darum die Sportart Tennis zu vermitteln oder Tennistechniken zu lehren. Der Tennisschläger und die Bälle sind viel mehr als methodisches Hilfsmittel und zur Motivationssteigerung anzusehen. Denn durch Ball und Schläger entsteht ein hoher Aufforderungscharakter bei den Teilnehmer:innen und vor allem jede Menge Abwechslung und Spaß. Und genau hier besteht der große Vorteil. Es können ganz neue Zielgruppen angesprochen werden und auch höhere Teilnahmegebühren verlangt werden, womit das eigene Stundenhonorar ggf. deutlich angehoben werden kann. Es ist damit also ein echter Mehrwert gegeben. Weiterführende Infos zu Motion on Court gibt es hier.
Welche Zielgruppe kann angesprochen werden?
Die Zielgruppe bei Motion on Court sind Erwachsene beiderlei Geschlechts im Alter von 18-69 Jahre. Am Kurs können Teilnehmer mit Tenniserfahrung, aber auch Sport- und Tenniseinsteiger gemeinsam teilnehmen. Aufgrund der für Präventionskurse neuartigen Elemente können auch gezielt Männer angesprochen werden. Sie sind in Präventionskursen generell unterrepräsentiert. Die Männerquote könnte somit erhöht werden. In den Kursen zeigt sich auch häufig ein interessanter Effekt. Menschen die in ihrer Kindheit oder während des Tennis-Booms in den 90er Jahren mal Tennis gespielt haben, finden über die Kombination Gesundheit mit Tennis zurück zu ihrer sportlichen Leidenschaft.
Welche Trainingseffekte sind zu beobachten?
Bereits 2013 wurden in einer Studie die Trainingseffekte der Teilnehmer:innen bei einem 10-stündigen Tennis-Präventionskurs untersucht. In der Studie wurde das Vorgänger-Konzept „Power-Court“ auf seine Wirksamkeit im Hinblick auf die gesundheitsorientierten Parameter überprüft. Dazu fand ein 10-wöchiges Training mit einer wöchentlichen Übungseinheit von 60 Minuten Dauer mit 14 Proband:innen auf einem Tennisplatz statt. Mittels Prä- und Posttests wurden trainingswissenschaftliche Daten erhoben und miteinander verglichen, um mögliche Trainingseffekte festzustellen. Die Ergebnisse zeigten, dass mit dem Konzept Power-Court signifikante Verbesserungen im Hinblick auf die Ausdauerleistungsfähigkeit erzielt werden können. Dies zeigt sich besonders stark in den beiden eingesetzten Ausdauerleistungstests, in denen alle Proband:innen ihre physische Leistungsfähigkeit verbessern konnten. Somit kann das Konzept als Präventionssportangebot betrachtet werden mit ähnlichen Effekten wie es bei reinen Ausdauersportprogrammen wie beispielsweise (Nordic-) Walking der Fall ist. Aufgrund der motivierenden und abwechslungsreichen Übungen mit Ball und Schläger, kann eine hohe Motivation und ein hohes Maß an Spaß und Bewegungsfreude bei den Teilnehmern beobachtet werden. Dies erscheint für eine langfristige Bindung an gesundheitssportorientierte Bewegungsprogramme als wichtige Voraussetzung. Die Befragung der Teilnehmer:innen zu den Sportmotiven zeigt eine weitestgehende Übereinstimmung zwischen eigenen Motiven, Inhalten des Power-Court-Konzeptes und den vom gesetzlichen Krankenversicherungsträger gestellten Anforderungen an ein Präventionssportprogramm. Weitere positive Trainingseffekte im Bereich der Koordination, Beweglichkeit und Kraft sind beim Power-Court zu vermuten.