Fort- und Weiterbildungen besitzen existenziellen Stellenwert, insbesondere in der Sport- und Gesundheitsbranche. Fortbildungssuchende aus Berufen wie beispielsweise der Physiotherapie suchen jedes Jahr nach Angeboten und Möglichkeiten, um ihre Kompetenzen in den verschiedensten Fachbereichen zu erweitern. Die Wege zur passenden Fortbildung unterscheiden sich dabei oftmals voneinander. Deshalb ist es vor allem für Anbietende von Veranstaltungen wichtig, das Buchungsverhalten nachvollziehen und verstehen zu können.
Wo informiert sich der Kunde oder die Kundin über eine Fortbildung? Auf welche Aspekte achtet er/sie besonders? Welche Fachbereiche sind beliebt? Um diese und ähnliche Fragen beantworten zu können, haben wir eine Umfrage unter Physiotherapeut:innen und Sportwissenschaftler:innen durchgeführt. Die Ergebnisse werden in dem folgenden Beitrag erläutert.
Wie suchen und buchen Fortbildungsinteressierte ihre Kurse?
Bevor eine Kundin oder ein Kunde eine Veranstaltung bucht, findet ein Such- und Entscheidungsprozess statt. Dabei können sich die Vorgehensweisen jedoch individuell unterscheiden. Die Branche der Physiotherapie ist aufgrund ihrer Größe stark untereinander vernetzt. Bislang besaßen Empfehlungen von Kolleg:innen einen starken Einfluss bei der Fortbildungssuche. Mittlerweile hat sich allerdings auch in diesem Markt die Zahl der Angebote stark vervielfacht. Einen Überblick über die breite Masse zu bekommen, scheint immer schwerer zu werden. Somit greifen unentschlossene Therapeut:innen vermehrt auf das Internet als Informationsquelle zurück. Dies bestätigen auch die Ergebnisse aus unserer Umfrage. Während in der Gruppe der über 30-Jährigen noch bei knapp 44 % die Weiterempfehlung von Kolleg:innen die primäre Informationsquelle darstellt, macht dieser Teil bei den unter 30-Jährigen nur noch 39 % aus. Auffällig ist hier, dass die jüngere Zielgruppe vermehrt primär über Google und die sozialen Netzwerke nach passenden Fortbildungen sucht (39 %). Auch die abschließende Buchung einer Veranstaltung läuft heutzutage digital. Die Anbietenden erreichen Buchungen vor allem über das Internet (60%). Hinzu kommen Anmeldungen per E-Mail (19 %). Der schriftliche oder telefonische Buchungsweg machen hingegen nur noch einen kleinen Anteil aus (jeweils 7 %).
88% vergleichen mehrere Angebote miteinander, bevor Sie eine Weiterbildung buchen. Über 60 % tun dies über das Internet.
Der starke Bedarf Angebote zu vergleichen
Auf dem Weg zur passenden Fortbildung gibt es unterschiedliche Wege der Angebotssuche. Ein generelles Bedürfnis bei der Suche ist es, umfangreiche Informationen zur Fortbildung und zu den Anbietenden zu bekommen. Dem stimmten über 91 % der Befragten zu. Besonders auffällig ist der starke Bedarf, verschiedene Angebote und Anbietende miteinander zu vergleichen. Demnach vergleichen über 88 % der Befragten mehrere Angebote miteinander, bevor Sie eine konkrete Veranstaltung buchen. Der Großteil von ihnen (60 %) nutzt hierfür das Internet, während 31 % auf Empfehlungen und Meinungen von Kolleg:innen zurückgreifen. Ausführliche Recherchen und Vergleiche über das Internet stellen somit einen wichtigen Teil des Buchungsverhaltens dar. Hier zeigt sich somit ebenfalls der bereits angesprochene Trend der Digitalisierung. Beim Vergleich einzelner Angebote stehen die verschiedensten Kriterien im Vordergrund. Mit Hilfe unserer Umfrage konnten wir die Top-5-Kriterien ermitteln, die für einen Vergleich herangezogen werden. Dominierend ist hier nach wie vor der Preis mit ca. 85 %. Der Veranstaltungsort (78 %) und die Qualität der Dozent:innen (75 %) spielen eine ebenso wichtige Rolle. Dazu kommt die Qualität der Lern- und Unterrichtsmaterialien (48 %) sowie Referenzen bzw. Bewertungen der Fortbildung (45 %).
Die Top-5-Vergleichskriterien bei Fortbildungen:
- Preis
- Veranstaltungsort
- Qualität der Dozent:innen
- Qualität der Lern- und Unterrichtsmaterialien
- Bewertungen der Fortbildung
Die entscheidenden Buchungskriterien
Was entscheidet schließlich, ob eine Fortbildung gebucht wird oder nicht? Auch hierbei achten Suchende auf verschiedene Faktoren. Der wichtigste Beweggrund für die Entscheidung ist die Qualität der Dozent:innen (65 %). Dem folgt der Veranstaltungsort, wobei insbesondere die Nähe zum Wohnort eine Rolle spielt (56 %). Die Gesamtkosten für den Kurs oder eine Empfehlung durch Kolleg:innen sind mit 50 % nur für jeden Zweiten ausschlaggebend.
Welche Fachgebiete sind beliebt?
Zusätzlich zum Such- und Buchungsprozess sind die fachspezifischen Interessen der Buchenden von Interesse. Aufgrund dessen haben wir in der Umfrage auch nach den beliebtesten Fachbereichen und bereits besuchten Veranstaltungen gefragt. Unter den Teilnehmenden war das Interesse für den Bereich der Orthopädie besonders hoch (48 %). Aber auch die Themen Sport- / Trainingswissenschaften und Neurologie waren mit knapp 33 % von besonderer Relevanz. Ergänzt wurden die Top-5 durch die Gebiete Sportmedizin und Diagnostik. Interessante Ergebnisse lieferte auch die Frage nach der Fort-/Weiterbildung, die von den Untersuchungspersonen als erstes besucht wurde. Ungefähr 58 % der Physiotherapeut:innen absolvierten ihren ersten Kurs nach Berufsabschluss in Manuelle Lymphdrainage (MLD). Außerdem gab mehr als die Hälfte der Befragten an, bereits während ihrer Ausbildung an einer Fortbildung zu dem Thema Taping teilgenommen zu haben.
Die beliebtesten Fachgebiete:
- Orthopädie
- Sport- / Trainingswissenschaften
- Neurologie
- Sportmedizin
- Diagnostik
Hohe Nachfrage nach Online-Angeboten
Die letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig der Fortschritt in der Digitalisierung ist. Während der Pandemie wurde auch der Fort- und Weiterbildungssektor stark getroffen. Zahlreiche Veranstaltungen sind ausgefallen oder mussten verschoben werden. Kennzeichnend für diese Zeit war die Umstellung auf Online-Angebote. E-Learning-Einheiten bekamen stärkere Aufmerksamkeit und wurden vermehrt genutzt. In der Branche der Physiotherapie war dieser Trend vor der Pandemie nicht stark verbreitet. 85% der Teilnehmenden gaben an, noch keine online organisierten Veranstaltungen genutzt zu haben. Erstaunlich ist dagegen das hohe Interesse für diese Möglichkeiten. Ein Großteil sieht sich in Zukunft bereit ein entsprechendes E-Learning-Seminar zu besuchen (75%) .
Fazit
Die Umfrage unter Physiotherapeut:innen und Sportwissenschaftler:innen konnte einige zentrale Erkenntnisse über das aktuelle Such- und Buchungsverhalten der Fortbildungsinteressierten herausfinden. Insbesondere für Anbietende werden die Bedürfnisse potenzieller Kund:innen deutlich. Zudem ist zu erkennen, dass sich die Branche in einem spürbaren Wandel befindet. Die Digitalisierung und nicht zuletzt die Covid19-Pandemie haben die vergangenen Jahre deutlich geprägt. Such-, Vergleich- und Buchungsmöglichkeiten über das Internet gewinnen stark an Bedeutung. Dies wird gestützt von der steigenden Beliebtheit der Online-Weiterbildungen.
Für Anbietende von Fort- und Weiterbildungen ist folglich eine übersichtliche Angebotsdarstellung mit aussagekräftigen Informationen von großer Bedeutung. Der Ausbau einer guten Internetpräsenz und die einfache Erreichbarkeit des Angebotsportfolios ist essenziell und unumgänglich. Der digitale Vertrieb scheint notwendiger denn je und ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.