• Schnelle Suche

  • Übersichtlicher Vergleich

  • Einfache Buchung

Bild Lösungsorientiertes Coaching und Therapie - Widerspruch oder sinnvolle Ergänzung?
Wissen und Inspiration

Lösungsorientiertes Coaching und Therapie - Widerspruch oder sinnvolle Ergänzung?

Sara Hiebl   •   13.08.2021

Lesezeit: 3,0 Minuten

Coaching im medizinisch/therapeutischen Kontext

Coaching hört und liest man gefühlt überall – erstaunlicherweise fast nie im medizinisch/therapeutischen Kontext. Dabei kann Coaching als Methode eine wichtige Ergänzung sein, die Patient:innen in ihrer Eigenständigkeit stärkt und beim Finden eigener Lösungen unterstützt. Gleichzeitig führt ein lösungsorientiertes Vorgehen zu einer verbesserten Selbstfürsorge und einem bewussteren therapeutischen Vorgehen.

 

Die grundlegende Veränderung unseres Gesundheitssystems führt mehr und mehr dazu, dass Patient:innen von weitgehend passiven „Therapie-Empfängern“ zu aktiven Mitgestaltenden des eigenen Genesungsprozesses werden. Ein solches therapeutisches Vorgehen führt nachweislich zu nachhaltigeren Ergebnissen. Um Patient:innen aktiv einzubinden, benötigen Therapeut:innen entsprechendes Werkzeug. 

Coaching trägt zu gesundem Selbstmanagement bei

Lösungsorientiertes Coaching beinhaltet Gesprächsführungskompetenzen, um gemeinsam mit Patient:innen Therapieprozesse so zu gestalten, dass Ressourcen entdeckt und eigenverantwortlich Lösungen gefunden werden können. Zudem wird die innere Haltung der Therapeut:in geschärft, was zu größerer Achtsamkeit, Neutralität und Ressourcenorientierung beiträgt. In diesem Sinne kann Coaching auch als Bestandteil eines gesunden Selbstmanagements verstanden werden, welches erst die Gestaltung einer tragfähigen Therapeut-Klient-Beziehung auf Augenhöhe ermöglicht. 

Coaching als Werkzeug setzt eine klare Haltung voraus

Vor allem im Hinblick auf die hohe Belastung in vielen therapeutischen Berufen ist es wichtig, stabil in einer klaren Haltung verankert zu sein. Diese setzt sich aus folgenden Faktoren zusammen:

•    Haltung des Nicht-Wissens
•    Empathie und Mitgefühl
•    Wertschätzung
•    Dankbarkeit
•    Offenheit
•    Selbstfürsorge
•    Neugierde
•    Achtsamkeit

Der bedeutsamste Unterschied im therapeutischen Vorgehen besteht beim Coaching in der konsequenten Lösungsfokussierung. 

"Das Reden über Probleme schafft Probleme, das Reden über Lösungen schafft Lösungen." (Steve de Shazer)

Deshalb liegt der Fokus in der Behandlung auf vier wichtigen Bausteinen: Ressourcen, Zielen, Potenzialen und Lösungen. Die angewandten Methoden, z.B. Fragetechniken, Gesprächsführung, Skalierung, etc., sind letzten Endes wichtige Werkzeuge, setzen aber einen geschulten „Handwerker“ voraus. 

Ausbildung und Qualitätskriterien

Coaching ist in der Regel kein Bestandteil einer therapeutischen Ausbildung, obwohl die Technik für die Gestaltung moderner Therapieprozesse sehr förderlich ist und neben der therapeutischen Haltung auch das berufliche Handeln stärkt. In den Grundfertigkeiten eines Therapeuten ist die Fähigkeit des Coachens an sich verankert (CMCE – Canadian Model of Client-Centred Enablement). 

Wer mit der Methode Coaching arbeiten will, braucht eine fundierte Ausbildung dazu, denn die Haltungen müssen gelernt und vor allem verinnerlicht werden, um die einzelnen Tools entsprechend anwenden zu können. 

Als Qualitätskriterien bei der Auswahl einer entsprechenden Weiterbildung helfen folgende Punkte:

  • längere Ausbildungsdauer, die den Lernprozess entsprechend begleitet (nicht nur Wochenendkurs)
  • die Ausbildung sollte speziell auf Coaching im therapeutischen Kontext eingehen, da spezifische Rahmenbedingungen, z.B. unterschiedliche Auftraggeber, Berücksichtigung finden müssen
  • Selbstreflexion als fester Bestandteil
  • Supervision
  • Theoretischer und praktischer Bezug auf gängige systemisch-lösungsorientierte Ansätze (z.B. De Shazer/Berg, Erikson, Watzlawick, usw.)

Fazit

Grundsätzlich ist Coaching eine sehr sinnvolle Ergänzung zu bewährten therapeutischen Vorgehensweisen. Die Konsultationszeit im psychotherapeutischen Setting hat sich beispielsweise in der lösungsorientierten Kurzzeittherapie um 70% reduziert, bei gleichwertigem Behandlungserfolg, im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden. Im Zuge von qualitativ hochwertiger Behandlung und gleichzeitiger Wirtschaftsverantwortung ist dies auch für andere therapeutische Berufe ein erstrebenswertes Ziel. Dabei ist es jedoch wichtig, die einzelnen therapeutischen Methoden in der Anwendung bewusst einzusetzen und auch klar voneinander abzugrenzen. So besteht zum Beispiel zwischen Beratung und Coaching ein deutlicher Unterschied, beides hat jedoch seinen Platz im therapeutischen Prozess. Auch gibt es selbstverständlich Grenzen beim Einsatz von Coaching, z.B. sprachliche Barrieren oder sehr stark kognitiv eingeschränkte Patienten. Letzten Endes unterstützt Coaching Therapeut:innen dabei ihr Berufsfeld zu entwickeln, sich neue Tätigkeitsbereiche zu erschließen und mit einem gestärkten Selbstverständnis nach außen aufzutreten. 
 

Möchtest Du diesen Beitrag weiterempfehlen?

Sara Hiebl

Geschrieben von

Sara Hiebl

Ergotherapeutin (2008). Praxis für Pädiatrie und Neurologie (2010) (Gilching). Mitautorin des Gruppenkonzeptes „Ich bin stark!“ sowie des „Du+Ich-Konzepts“, Autorin verschiedener Fachartikel. Mit Dr. Florian Wiedemann Gründung der Weiterbildung „Coaching in Gesundheitsberufen“. Referentin zu "Du+Ich-Konzept", "Ich bin stark!", Elterncoaching, Coaching in Gesundheitsberufen, Professionelle Praxisführung, Autismus.

Möchten Sie einen Expertenbeitrag bei uns veröffentlichen? Jetzt bei uns melden

Kommentare

Vorschaubild Blended Care - Therapieerfolge in der Ergotherapie steigern

Expertenbeitrag

Blended Care - Therapieerfolge in der Ergotherapie steigern

Die moderne Ergotherapie steht vor der Herausforderung, innovative Ansätze zu integrieren, um die Effektivität der Behandlung einerseits zu steigern und andererseits die Versorgungssituation der Klienten bei weiter steigendem Bedarf zu verbessern (Canadian Institute for Health Information, 2023; McIntyre & Chow, 2020). In diesem Kontext gewinnt das Konzept des "Blended Care&a

Luana Gamerschlag

08/2024 • 4 min Lesezeit

Tennis als Gesundheitssport für Kinder – Geht das?

Expertenbeitrag

Tennis als Gesundheitssport für Kinder – Geht das?

Es gibt wenig andere Sportarten die so umfassend die motorischen Fähigkeiten schulen wie Tennis. Schnelligkeit, Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft und die koordinativen Fähigkeiten werden durch die verschiedenen Facetten des Tennisspiels gefordert und gefördert.

Fabian Flügel

01/2024 • 5 min Lesezeit

Knochen mit Osteoporose

Osteoporose - Einflussfaktoren, Prävention und Therapie

Osteoporose ist eine der verbreitetsten Volkskrankheiten der Welt. Wir zeigen dir die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Osteoporose und welch hohen Stellenwert die Trainingstherapie auf Prävention und Therapie besitzt!

fobimarkt Redaktion

06/2023 • 4 min Lesezeit

Interessent auf der Suche nach Fortbildung

Das Such- und Buchungsverhalten von Fort- und Weiterbildungsinteressierten

Fort- und Weiterbildungen besitzen existenziellen Stellenwert, insbesondere in der Sport- und Gesundheitsbranche. Doch wie informieren sich Interessierte passende Fortbildungen? Auf welche Aspekte achten sie besonders? Welche Fachbereiche sind beliebt? Diese Fragen klären wir in diesem Artikel.

fobimarkt Redaktion

10/2021 • 3 min Lesezeit

Sportstudent:in beim Ausfüllen einer Umfrage

Arbeitsmarkt Sport: So ticken die Sportstudierenden von heute

Studierende und Auszubildende sind die Zukunft eines Landes. Sie bilden sich Tag für Tag weiter, um dann nach ein paar Jahren in einen Beruf einzusteigen und den Kreislauf der Berufswelt aufrechtzuerhalten. Eine fobimarkt-Umfrage unter Sport-Studierenden zeigt deren Ansichten zu den Themen Werdegang, Fortbildungsmarkt und zum Arbeitsmarkt Sport.

fobimarkt Redaktion

09/2021 • 5 min Lesezeit

Frau in Präventionskurs §20

Expertenbeitrag

Prävention - mehr als „nur“ Wirbelsäulengymnastik

Prävention ist so viel mehr als Wirbelsäulengymnastik. Doch wie entstauben wir das Thema Prävention? Wie sehen innovative Präventionskonzepte aus? Und welchen Einfluss hat die Pandemie dabei?

Philipp Borgböhmer

02/2021 • 3 min Lesezeit

Coaching Gespräch Therapeut:in Patient:in

Expertenbeitrag

Lösungsorientiertes Coaching und Therapie - Widerspruch oder sinnvolle Ergänzung?

Coaching hört und liest man gefühlt überall – erstaunlicherweise fast nie im medizinisch/therapeutischen Kontext. Dabei kann Coaching als Methode eine wichtige Ergänzung sein, die Patient:innen in ihrer Eigenständigkeit stärkt und beim Finden eigener Lösungen unterstützt.

Sara Hiebl

08/2021 • 3 min Lesezeit

Erstellung eines Webtextes auf Papier

Expertenbeitrag

Deine Webseite: Wer schreibt die Texte dafür?

Der Webauftritt ist etwas Persönliches und muss deinen Stil daher exakt treffen. Content für Physiotherapeut:innen ist viel mehr als schöne Optik: Denn die Webseite lebt von Text plus Bild. Die Außenwirkung deiner Webseite auf potenzielle Patient:innen ist nicht zu unterschätzen. 

Mag.a Aleksandra Walter

04/2021 • 3 min Lesezeit

Beliebte Fortbildungen zum Thema "Lösungsorientiertes Coaching und Therapie"